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Es ist 4 Uhr morgens und noch
stockdunkel, als wir oben am Kraterrand
ankommen. Nach vier Kilometern und nicht ganz zwei Stunden haben wir
vom Startpunkt aus ca. 500 Höhenmeter zurückgelegt.
Das ist
nicht allzu viel, aber teilweise war die Strecke ziemlich steil. Der
nächtliche Blick hinein in den Krater ist faszinierend, auch
wenn
man nur so viel sieht, dass es sehr tief hinunter geht und es dort
unten wie wild dampft und raucht. Aber auch schon von weitem kann man
ab und zu da unten eine blaue Flamme sehen: das „Blue
Fire“, wie es die Einheimischen nennen! Ab hier, dem
Kraterrand,
darf man nur noch weiter gehen, wenn man vorher bezahlt und eine
Atemmaske dabei hat, es wird sogar kontrolliert, auch nachts. Der Weg
hinab ist steil, steinig, beschwerlich, in der Ferne zeichnen ein paar
Lampen von vorangehenden Touristen den ungefähren Weg vor,
für den man bis zum Kratersee nochmals ca. 45 Minuten
benötigt. Ab und zu kommt uns nun schon einer der voll
bepackten
Schwefelträger entgegen: sie atmen schwer und haben
selbstverständlich absolute „Vorfahrt“,
wir Touristen
haben den Weg rechtzeitig frei zu machen. Sie kommen hinauf von der
Schwefelmine, die sich im Inneren des Vulkankraters befindet. Die
Spannung steigt, definitiv! |
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Das "Blue Fire" |
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Beim nächtlichen
Hochlaufen habe ich mir überlegt, was uns
antreibt, was die eigentliche Faszination ausmacht, die vor allem
aktive Vulkane auf uns Menschen ausüben? Ich glaube, dass wir
Menschen nur hier ein – sehr entferntes –
Gefühl
für die erdgeschichtliche Entstehung bekommen können,
für die Millionen von Jahren Dauer und für die
Urkräfte,
die unsere Welt und uns haben entstehen lassen. Hier, an dieser offenen
Schnittstelle zwischen dem Erdinneren und unserer
oberflächlichen
Welt können wir spüren, dass die dort waltenden
Kräfte
größer sind als alles , was der Mensch je
beherrschen und
kontrollieren kann, es ist die Schnittstelle zum Unfassbaren, zur
reinen Urgewalt, zum Ursprung des Lebens. Das spornt an! |
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Aktiver Nachbarvulkan:
Mount Bromo |
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„Mount
Ijen“
(sprich: Idschén)
bezeichnet einen ganzen Vulkankomplex im Osten der indonesischen Insel
Java. In seiner unmittelbaren, südwestlichen Nachbarschaft
erhebt sich
der 3.332 Meter hohe Vulkan „Gunung Raung“. Etwas
weiter westlich davon befindet sich der bekannte Stratovulkan
Mount Bromo, der 2.329 m hoch und einer der aktivsten Vulkane auf Java ist.
Das
Besondere aber am Mount Ijen
(2.386 Meter) sind der große See „Kawah
Ijen“ in seinem
Kraterinneren, der aus säurehaltigem, türkisfarbigem
Wasser besteht
sowie eine der aktivsten Ausströmungen schwefelhaltiger
Wasserdämpfe
(Solfatare) der Erde, mit riesigen heißen
Dampfaustrittsstellen
(Fumarolen). |
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"Kawah
Ijen", kurz vor Sonnenaufgang |
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Wegen
seines säurehaltigen Wassers und seiner heftig dampfenden
Solfatare wird der Kratersee von den Geologen als „das
größte Säurefass der Erde“
bezeichnet. Er ist 960
m lang, 600 m breit und bis zu 250 m tief, seine blau-grüne
Farbe
bekommt er durch den hohen Gehalt an Alaun, Schwefel und Gips. Das
Wasser dieses Sees ist extrem sauer, Analysen haben einen pH-Wert von
unter 0,3 festgestellt, reines Wasser von 22 °C hat sonst einen
pH-Wert von 7. Die Temperatur des Sees schwankt, langfristig aber
steigt sie langsam an, gemessen wurden 32° C im Jahr 2000, in
den
Folgejahren 35° C bis 45° C. Der höchste
Ausschlag nach
oben beträgt bisher 48,1° C aus dem Jahr 2004. Der
Spiegel des
Kratersees liegt auf einer Höhe von 2.120 m. |
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"Gesteuerte
Solfatare" der Schwefelmine (nachts)
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Am
südöstlichen Ufer des Sees befindet sich diese
höchst
aktive Solfatare. Bis zu 250° C heiße Fumarolen
bilden die
größte Schwefelansammlung Indonesiens, der
Schwefeldampf hat
dort inzwischen bis zu 10 Meter dicke Ablagerungen gebildet. Genau an
diesen schwefelhaltigen Austrittsstellen wurde 1968 eine Schwefelmine
eröffnet, in der bis heute der Schwefel abgebaut wird. Die
heißen Schwefeldämpfe werden durch ca. 10 m lange
Rohre im
Hang nach unten geleitet, wo der Schwefel dann als ca. 120° C
heiße, zähflüssige und rot-orange-farbige
Masse
austritt. Nach Abkühlung und Aushärtung des
Schwefels, der
sich inzwischen in ein leuchtendes Gelb verwandelt hat, brechen die
Arbeiter mit Eisenstangen den Schwefel in größeren
Stücken ab. |
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Schwefelstecher
vom Mount Ijen (nachts) |
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„Hati
hati“ – „Achtung“, ruft einer
der
Arbeiter und rammt die Eisenstange in den Schwefel, bis das
poröse, gelbe Gestein absplittert. Ein Windstoß
bläst
eine Schwefelschwade über ihn, er hustet kurz, macht aber
weiter,
überall liegen größere und kleinere
Schwefelbrocken
herum. Soweit ich es erkennen konnte, haben diese Schwefelbrecher, die
immer wieder von den giftigen Schwefeldämpfen
eingehüllt
werden, teilweise keine Masken als Schutz, sondern nur feuchte
Tücher. Wie gut diese wirklich schützen,
weiß ich
nicht, vertrauenserweckend sahen sie jedenfalls nicht aus, sondern viel
zu improvisiert. An diesem wichtigen Gesundheitsaspekt sollte die
Betreiberfirma der Schwefelmine wirklich nicht sparen! Immer wieder
hört man die Arbeiter husten, es wird nichts gesprochen und
trotz
des Stoffes oder der Atemmasken dringt der Dampf in die Atemwege. Immer
mal wieder komme es vor, dass einer umkippt und für kurze Zeit
das
Bewusstsein verliert, erklärt mir unser Begleiter Fendrik.
„Wegen Ijens
Atem“, sagen sie dann, als ob der Berg eine
Seele hätte! Aber aus Angst davor, dass das als
Schwäche
ausgelegt wird, würden sie nur ungern darüber
sprechen. Es
ist fast unmöglich, hier zu fotografieren, vor allem
ordentlich zu
fokussieren, es fehlt an Licht und Kontrast, wenn der Wind den
Schwefeldampf über alles weht! Am Rande des Geschehens
gießt
ein Schwefelstecher den heißen, noch flüssigen
Schwefel in
kleine, etwas kindische Sandkastenförmchen, die dann,
ausgehärtet, oben am Kraterrand als gelbe Blümchen
oder
kleine Flugzeuge für ein paar wenige Rupiah an die Touristen
verkauft werden. |
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Mitten in "Ijens
Atem" |
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Ein feuchtes Tuch zum Schutz
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Oft
hüllt der Wind die Arbeiter in eine Schwefelgaswolke
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"Als ob er eine
Seele hätte" |
Zu kindliche Sankastenförmchen
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Oberhalb
der Abbaustelle entzündet sich gelegentlich durch
Überhitzung die gasförmige Schwefelsäure von
selbst und
brennt dann als tiefblaue, bis zu 5 Metern hohe Flamme ab, der Schwefel
erkaltet und rinnt in den See. Dieses sehr seltene Naturschauspiel
sieht man im Dunklen am besten und es ist wirklich aufregend
anzuschauen, aber ebenso schwer zu fotografieren! Man merkt allerdings
auch sehr schnell, dass man sich hier in dieser Umgebung nicht
aufhalten sollte. Es brodelt, zischt und blubbert, der wechselnde Wind
treibt einem immer wieder die Schwefelschwaden ins Gesicht und trotz
der Atemmaske brennt einem das Zeug in der Lunge. |
Das Blue Fire ...
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... zieht
besonders nachts die Touristen an
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Für alle, die es ganz genau wissen wollen (und für
meinen Bruder Volker):
Bei den austretenden Dämpfen handelt es sich um die Exhalation
von
Schwefelwasserstoff (H2S) bei einer Temperatur von bis zu 250°
C.
Der Schwefelwasserstoff oxidiert bei Kontakt mit der Luft und es kommt
zur Ablagerung von elementarem Schwefel, aber teilweise auch von
Eisensulfiden sowie zur Bildung von schwefliger Säure (H2SO3).
Durch diese schweflige Säure kann es beim umliegenden Gestein
zu
Zersetzungserscheinungen kommen und für die Arbeiter ist dies
auch
gefährlich. Im Mittelalter waren solche Schwefelablagerungen,
wie
z.B. auf Island, etwa am Námafjall, eine wichtige Quelle
für die Herstellung von Schießpulver in ganz Europa.
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Schwefelträger am Mount Ijen |
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Schwefelträger am Mount Ijen -
wie gelbe Punkte ...
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Mit
wippendem Schritt geht es langsam nach oben
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Der
abgeschlagene Schwefel wird durch die Schwefelträger, von
denen uns schon nachts beim Runterlaufen in den Krater ein paar
entgegen kamen, aus dem Vulkankrater befördert. Das ist ein
knochenharter Job und dank Fendrik konnten wir auch ein paar
Informationen von den Leuten bekommen, da sie außer ein paar
einzelnen Wörtern kein Englisch sprechen. Für die
Schwefelmine am Kawah Ijen arbeiten insgesamt 220
Schwefelträger.
Mit 13 Jahren kann man eine Aufnahmeprüfung ablegen, die darin
besteht, 40 Kilo den Berg hinauf und auf der anderen Seite wieder
hinunter zu tragen. Dafür gibt es einen Zeitvertrag, eine
feste
Übernahme in die „Gilde“ gibt es aber
erst, wenn man
60 Kilo pro Lieferung den Berg hinauf und hinunter hieven kann. Die
stärksten unter ihnen schaffen über 90 Kilo pro
Lieferung!
Zurzeit bekommen die Arbeiter für 1 Kilo Schwefel 1.000 Rupiah
(6/2015: 1 Euro = 15.109 Rupiah). In der Regel gehen die Arbeiter am
Tag zwei Mal runter in den Kessel, so dass einer der, sagen wir mal, 80
Kilo tragen kann, am Tag 10,57 Euro verdient. Das ist 4-5 Mal so viel
wie ein Reiserntehelfer oder Kaffeepflücker verdient, aber die
Hälfte davon geht an die Schwefelstecher, unten in der
Schwefelmine. Dennoch bleibt es eine gute Bezahlung im Vergleich, daher
sind die wenigen freien Jobs begehrt, für die die Arbeiter
allerdings, langfristig gesehen, ihre Gesundheit ruinieren. Ihre
Lebenserwartung liege zehn Jahre unter dem Durchschnitt der
Bevölkerung – bei ca. 50 Jahren, meint Fendrik. |
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Diese
schweren Körbe müssen nun da hoch. Zwischen 70 und über
90 Kilo tragen die Arbeiter den Berg rauf und runter.
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Mit Badeschlappen und Zehensocken!
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Schwefelträger am Mount Ijen. Die Anstrengung steht ihm ins Gesicht geschrieben. |
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„Im
Monat arbeiten wir 10 bis 15 Tage lang in der Schwefelmine,
den Rest des Monats verbringen wir bei unseren Familien; manche von uns
haben auch noch einen anderen Job, z.B. in der Zuckerfabrik“
erzählt einer der Schwefelträger Fendrik
während einer
Pause am Kraterrand. Tag und Nacht hieven die Arbeiter ihre Last nach
oben, nachts ist es angenehm kühl und nicht so
überlaufen wie
tagsüber. Die Schwefelschlepper befördern die
abgebrochenen
Schwefelstücke in zwei Bambuskörben über den
200 m
höher liegenden Kraterrand zu Tal. Die Körbe mit den
Schwefelstücken hängen an einer stabilen
Rattanstange, das
Gewicht ist dabei genau austariert. Ihr Gang nach oben geht langsam und
leicht wippend im Rhythmus der Schritte, der Schritt in Flip-Flops und
Zehensocken oder zu großen Gummistiefeln ist konzentriert und
fest; Schritt für Schritt wird das schwere Gewicht langsam,
aber
sicher nach oben gehievt. Durch das Wippen entlasten sie für
einen
Wimpernschlag ihren Schulterbereich, was das Ganze auf Dauer wohl etwas
erträglicher macht. In bestimmten, individuellen
Abständen
wird die Last in einer schnellen Dreh-Bewegung auf die die andere
Schulter gelegt und in ebenso individuellen Abständen werden
kurze
Pausen eingelegt, deshalb sieht man immer wieder volle Körbe
irgendwo abgestellt. Die meisten von ihnen rauchen dabei
genüsslich eine Zigarette ... Ungefähr sieben bis
acht Tonnen
Schwefel pro Tag werden so zu einer Sammelstelle am Fuße des
Berges geschleppt. |
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Schwefelträger am Mount Ijen. Wer keine Körbe hat, verwendet Säcke. |
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Auf
dem Weg nach unten kommen wir nach ca. einem Kilometer zur
Wiegestation. Hier wird die Rattanstange genau in der Mitte in einen
Haken gehängt und das Gewicht exakt ermittelt. Dabei passen
die
Schwefelschlepper genau auf, dass das Gewicht richtig abgelesen wird,
hängt doch ihre spätere Bezahlung daran. Sie bekommen
für das getragene Gewicht eine Quittung, für die sie
später ihr Geld bekommen. Danach werden die beiden
Körbe
weiter nach unten getragen, wo sie auf einen Lastwagen abgeladen
werden. Die Lauftechnik beim Runterlaufen ist eine völlig
andere
als beim Hochlaufen. Hier machen sie nun kurze, schnelle
Trippelschritte, es sieht so aus, als würden sie leicht
traben, ja
fast rennen. So entlasten sie bei jedem Schritt die Knie und die
Muskulatur, da sie nicht jeden Schritt abbremsen. |
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Wiegestation am Moutn Ijen |
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Die
Lastwagen bringen den Schwefel dann ins nahe gelegene Dorf Licin
zur Firma PT Candi Ngrimbi, die von der Regierung die Lizenz
für
die Mine gekauft hat. In der Fabrik wird der Schwefel in einem Ofen
erhitzt, d.h. verflüssigt, und von Steinen, Erde und Sand
gereinigt. Die Firma kauft und verarbeitet den Schwefel hier nur, weil
sie ihn über die Schwefelmine vor Ort noch günstiger
beziehen
kann, als sie ihn auf dem Weltmarkt kaufen könnte: Schwefel
ist
ein Abfallprodukt aus der Erdgas- und Erdöldestillation,
deshalb
gibt es ihn im Überfluss. Der gereinigte Schwefel wird dann an
die
Zuckerraffinerien im Land verkauft, wo er zum Bleichen des Zuckers
dient. Aber auch die pharmazeutische und die chemische Industrie in der
200 Kilometer entfernten Provinzhauptstadt Surabaya sind Abnehmer, zum
Beispiel für die Herstellung von Medikamenten oder auch
Dünger. |
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Am Kraterrand entlang, auf der anderen Seite nach unten - mitten durch die Touristen |
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Der
Vulkan Ijen gilt, alles in allem, als so gefährlich und
unberechenbar, dass Gefahrenzonen von 8 und 12 Kilometern Durchmesser
eingerichtet wurden. Die größte konkrete Gefahr geht
dabei
vom türkisblauen See aus, der zwei Drittel des Kraterbodens
bedeckt, denn vor allem der Vulkanschlot auf seinem Grund ist
unberechenbar:
• 1817 schleuderte eine Eruption riesige
Schlammfontänen aus
dem See, die unzählige Menschen und Felder unter sich
begruben.
• 1976 erstickten bei einem Gasausbruch 49 von 50
Schwefelarbeitern.
• 1989 starben weitere 25 Schwefelarbeiter bei einem
Gasausbruch. |
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Am Kraterrand des Mount Ijen |
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Nach
starken Regenfällen floss früher das
säurehaltige
Wasser des Kratersees über den Kraterrand und richtete
große
Schäden an den Reisfeldern und Zuckerrohrplantagen der
nördlichen Küstenebene an. Deshalb hat man bereits
1921 eine
Schleuse gebaut, die das eigenmächtige Abfließen des
sauren
Wassers unterbindet. Die Mauern dieser Schleuse bestehen aus
Schwefelblöcken, da andere Baumaterialien dem sehr sauren
Wasser
auf Dauer nicht standhalten! |
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Blick auf den Nachbarvulkan „Gunung Raung“
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Manchmal
ist es also gut und richtig, dass der Mensch so in die Natur
eingreift. Aber eigentlich hat er an so einem Ort direkt nichts zu
suchen, weder als Arbeiter, noch als Tourist. Und doch übt die
gesamte Vulkanwelt diese eigenartige Faszination auf uns aus, obwohl
sie so gefährlich ist. Oder vielleicht, gerade weil sie so
gefährlich ist? Weil sie uns so nahe an unsere
Schöpfung
bringt, weil das Universum uns ein klein wenig Zeuge sein
lässt? |
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Blick zurück in den Krater des Mount Ijen
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Wenn
man da steht und zurück in den Krater schaut, oder wenn man diese blaue Flamme sieht, diesen durch
Überhitzung entzündeten Schwefel, der tief aus der
Erde
strömt, dann erlebt man nicht nur ein schönes
Naturschauspiel, sondern hautnah die ungezügelten Gewalten
unseres
Erdinneren. An Orten wie diesem zeigt sich uns die Natur immer wieder
in ihrer ursprünglichsten Form und Kraft. Was uns daran
erinnern
sollte, dass wir von ihr abhängig sind, und nicht
umgekehrt. |
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Blue Fire: eigentlich zu nahe dran |