Landschaft der Chapada Diamantina |
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Der Name Diamant leitet sich ab von den griechischen Wörtern
diaphainein (‚durchscheinend‘) und adamantos
(‚der Unbezwingbare‘). Kein Wunder: immerhin ist
der Diamant das härteste bekannte natürliche Material
auf unserem Planeten! Die Diamantenentstehung fand zu verschiedenen
Zeiten in der Entwicklungsgeschichte unseres Planeten statt. Die
jüngsten Diamanten sind ca. einige hundert Jahre alt, die
ältesten werden auf älter als 3 Milliarden Jahre
geschätzt. Sie bestehen aus Kohlenstoff und bilden sich im
Erdmantel unter sehr hohem Druck, in einer Tiefe von 100 bis 200
Kilometern und bei Temperaturen von über 1.300° C.
Vulkanisches Gestein transportiert Bruchstücke des Erdmantels
mit den enthaltenen Diamanten bei ihrer Eruption an die
Erdoberfläche. Durch Verwitterungsprozesse, bei denen sie dank
ihrer Härte intakt bleiben, werden sie weiter transportiert
und lagern sich in Tälern und Flüssen ab, die heute
zu den Hauptfundstellen der Diamanten gehören. Aber auch bei
Meteoriteneinschlägen wird Kohlenstoff so stark komprimiert,
dass sich kleine Diamantkristalle bilden. |
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Gruta Azul, Chapada Diamantina |
Im Optimalfall ist ein
Diamant durchsichtig, jedoch kommt es oft vor, dass ihn verschiedene
Verunreinigungen trüben oder in die unterschied-lichsten
Farben färben.
Um einen Diamanten zu bewerten, gibt es vier
Kriterien, die sogenannten „4 Cs“: carat, color,
clarity und cut. Das Gewicht eines Diamanten wird traditionell in Karat
ange-geben, wobei ein Karat 0,2 Gramm entspricht. Je nach
Weißton wird er in verschiedene Gruppen eingeteilt, wobei die
Farbe (color) bei einem „hochfeinen
Weiß+“ (River+) anfängt und bei einem
„getönt 4“ (Yellow) aufhört.
Bei
der „clarity“ wird die Reinheit des Diamanten
bewertet: je mehr Verunreinigungen, desto schlechter wird er
einge-stuft. Die letzte Bewertung ist der der
„cut“, also der Schliff eines Diamanten. |
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Poço Azul, Chapada Diamantina |
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Nach dem Mittagessen geht
es dann wieder zum Fluss: weiter schaufeln, spülen, sieben!
Die Sonne brennt gnadenlos, aber es ist erstaunlich, wie sich ein
Mensch daran gewöhnen kann. Zunächst installiert Cago den Rost wieder im Staudamm. Da er
alleine arbeitet – viele garimpeiros arbeiten zu zweit und
teilen sich dann den Erlös – muss er auch noch die
andere Seite des Staudamms frei schaufeln, um einen guten Wasserabfluss
und den ‚Durchzug‘ im Rost beizubehalten.
Ist dies erledigt,
schaufelt er wieder unermüdlich den ganzen Nachmittag
Geröll in die Schubkarre, um jede Fuhre über dem Rost
auszuwaschen. Dabei geht er am Rost beinahe behutsam vor, keineswegs
rabiat oder grob. Nach jeder Schubkarre entfernt er die
größeren Steine vor dem Rost, so dass das Wasser
ungehindert fließen kann. Nein, langweilig würde es ihm nie, und einsam würde
er sich auch nie fühlen. Ab und zu tauche ein Kollege auf,
dann halten sie einen Schwatz, während er weiter schaufelt. |
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Die ältesten
Diamantenfunde stammen aus Indien, und zwar bereits schon
aus dem 4. Jahrtausend vor Christus! Bis zur Entdeckung der
brasilianischen Vorkommen im Jahr 1725 war Indien der einzige
Diamantenlieferant. 1730 erklärte das portugiesische
Königshaus die Fundstätte in der brasilianischen
Kolonie im Bundesstaat Minas Gerais zum Eigentum der Krone –
eine neue steuerliche Einnahmequelle war ja immer willkommen!
Die von den Diamantenschürfern gegründete Stadt
Tejuco nördlich von Belo Horizonte wurde später in
das heutige Diamantina umbenannt. Im
Bundesstaat Bahia wurden in der Serra da Chapada 1755 ebenfalls
Diamanten entdeckt, daher der Name Chapada Diamantina. Diese
Fundstellen sind durch verwitterungsbedingten Transport der
diamanthaltigen Ablagerungen aus vulkanischer Tätigkeit
entstanden. |
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Die Qualität der brasilianischen Diamanten wird im
allgemeinen als gut beschrieben, mit der Einschränkung, dass
sie im Durchschnitt eher klein sind.
Neben dem kanadischen Unternehmen „Brazilian Diamonds
Ltd.“ baut in Bahia noch das brasilianische
Bergbauunternehmen „Mineração Rio Novo
Ltda.“ ab, teilweise mit Nassbaggern und Tauchern, die mit
Hilfe von Schläuchen und Wasserpumpen auch unter Wasser
schürfen. Im wesentlichen wurde aber das traditionelle,
geradezu archaische Garimpeiro-System beibehalten, auch nachdem 1989
das Gesetz erlassen wurde, das Konzessionen zur Bedingung machte.
Immer samstags
läuft Cago die 15 Kilometer nach Lençois zum
Einkaufen und um seine Familie und Freunde zu besuchen. Gerne
würde er sich ein Mountain Bike kaufen, aber sein
spärliches Einkommen reiche nicht aus, auf eines zu sparen:
„Es reicht immer gerade so für das
Nötigste“. Von seiner Frau lebt er getrennt, ihre
beiden gemeinsamen Söhne leben bei ihr.
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Wenn er in der Stadt sei, besuche er sie regelmäßig und er sagt mit einem
sympathischen Lächeln: „Ich freue mich immer sehr,
sie zu sehen.“ Seine Freunde besuche er aber nur, wenn er
etwas Geld übrig habe und sich nicht auf ein Bier einladen
lassen müsse. „Ich kann doch nicht jedes Mal ohne
Geld auftauchen und mich aushalten lassen; das wäre doch nicht
in Ordnung, oder?“, schaut er mich fragend an.
Cagos Eltern sind
pensioniert und leben in Igatù, einem alten
Diamantenschürferstädtchen, ca. 130 km von
Lençois entfernt. Ab und zu besuche er sie mit dem Bus, wenn
Zeit und Budget es zulassen. Allen materiellen Einschränkungen
und der harten körperlichen Arbeit zum Trotz macht Cago einen
sehr zufriedenen und ausgeglichenen Eindruck, er steht fest im Leben
und hat klare Vorstellungen. Er selbst zeigt bei allem einen eisernen
Willen, ist aber immer gut gelaunt und ausgeglichen. |
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Gegen
Ende des Arbeitstages um ca. 17.00 Uhr siebt er also noch einmal das
Geröll aus dem Rost. Es wird wieder spannend, wieder legt er
die Siebe übereinander und dreht die Steine und den Sand im
Sieb rhythmisch im Kreis. So fällt der Sand durch das Sieb und
die schwereren Steine wandern nach innen, d.h., ein Diamant sollte am
Ende ziemlich in der Mitte des Siebes liegen.
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Nach
dem langen, heißen und zähen Tag kann ich nicht mehr
so recht daran glauben, dass er irgendetwas findet. Dennoch frage ich
ihn neugierig. „Und?“ Er schaut eine Weile
konzentriert auf die verbliebenen Steine im letzten Sieb, dann sagt er
ganz gelassen: „Tem“. Er hat einen gefunden! Ich
springe auf, das muss ich mir ansehen! Nanu, wo denn? Ich kann keinen
Diamanten entdecken. Hier!? Nein der? Gar nicht so einfach, es gibt
Naturkristalle darunter, die täuschen den Anfänger,
sie sind aber absolut wertlos. Dann sagt er: „Tem
dois!“ Wow! Zwei! Hier der erste ... |
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Also,
die sind schon ziemlich klein, trotzdem freue ich mich für
ihn. Cago aber bleibt aber gelassen, obwohl es für ihn ein
wichtiger Fund ist. Was er denn dafür so bekäme, bei
seinem Zwischenhändler? Cago schaut sich die beiden Diamanten
nochmals in aller Ruhe an und sagt: „Der
größere ist nicht besonders schön, er ist
gebrochen und etwas trüb, der kleine ist klar und ganz
hübsch, aber eben sehr klein. So um die 30,00 Reais
für jeden, ungefähr.“ Das ist nicht sehr
viel und enttäuscht mich ein wenig, wegen ihm, ich
hätte ihm mehr gegönnt. Ich dachte, Rohdiamanten
seien teurer! Aber immerhin, dieser Tag hat sich für ihn
dennoch gelohnt. Er hat sich wieder ein paar Tage Freiheit aus dem
Fluss herausgeholt. Parabéns, caro Cago! |
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Fim |