Widmung
Meinem
Freund Alvaro Rojas gewidmet, der immer so gerne einen 'puro' rauchte.
Mumbai, am 9.
September 2014
„Gentlemen!
You may smoke.“
(King Edward VII)
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Hinweis
Diese
Foto-Reportage berichtet über die Tabakpflanze und die
Herstellung von Zigarren, soll aber keine Werbung für das
Rauchen sein. Die schädigende Wirkung zu häufigen
Tabakkonsums darf nicht verharmlost werden!
[ausführlichen Hinweis
anzeigen...]
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Diese
Foto-Reportage berichtet über die Tabakpflanze und die
Herstellung von Zigarren im brasilianischen Recôncavo. Sie
soll dabei keine Werbung für das Rauchen sein, sondern
betrachtet die Pflanze der Gattung Tabak (Nicotiana) als alte
amerikanische Kulturpflanze sowie die manuelle
Zigarrenherstellung als historisches und kulturelles Erbe des
‚Homo Genussicus‘. Weiterhin betrachte ich das
gelegentliche Paffen einer Zigarre als ein Genussmittel, das wie viele
andere zu stark konsumierte Genussmittel schädlich sein kann,
dessen Konsum aber der freien Entscheidung jedes Einzelnen
überlassen werden sollte, solange er oder sie
Rücksicht auf Andere nimmt und sich an die jeweilig
landesüblichen Regeln und Gesetze hält. Auf keinen
Fall darf die mögliche schädigende Wirkung zu
häufigen Tabakkonsums verharmlost werden!
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Dank
Die Mehrzahl der
Fotos ist mit freundlicher Genehmigung und bei der Firma Dannemann, São
Félix,
sowie bei der Tochterfirma Danco, Cruz da Almas, entstanden (im
Folgenden kurz Dannemann).
Dennoch ist der Text so objektiv
und unabhängig wie möglich geschrieben. Vielen Dank
an alle Beteiligten für ihre freundliche und freundschaftliche
Unterstützung!
[ausführliche Danksagung
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Die Mehrzahl der
Fotos ist mit freundlicher Genehmigung der Firma
Dannemann sowie der Tochterfirma Danco entstanden, und
zwar auf deren Feldern und im Firmensitz in São
Félix, Brasilien (in der Reportage verwende ich der
Einfachheit halber nur
noch die Bezeichnung Dannemann). Und auch wenn ich in dieser kleinen
Reportage so objektiv wie möglich sein möchte, muss
ich zugeben, dass ich vom ersten Kontakt an von beiden Firmen sehr
positiv
überrascht wurde, was Professionalität,
‚commitment‘ (sagen wir ruhig: Hingabe),
Freundlich-, ja Herzlichkeit und vor allem aber das
Qualitätsbewusstsein in allen Produktionsschritten betrifft.
Vielen Dank also der Firma Dannemann, und da insbesondere an
Frau Esther Egli und Frau Tanja Kreis (beide São
Félix) und Frau Karin Brinkhoff (Lübbecke,
Deutschland). Ebenso bedanke ich mich bei der Fa.
Leite & Alves in Cachoeira sowie bei den super-freundlichen
Kleinbauern, bei denen ich nach
Belieben fotografieren durfte und die mir geduldig alle Fragen
beantwortet haben.
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São Félix
Eine Einordnung
Tabak
gehört zu den Nachtschattengewächsen, wie z.B. auch
die bekannten psychoaktiven Pflanzen Tollkirsche und Stechapfel, aber
auch wie die etwas harmloseren Kartoffeln,
Tomaten
oder auch Paprika.
Sie ist eine einjährige Pflanze (d.h., nach der Reife des
Samens stirbt sie ab) und wird, je nach Art, zwischen 0,5 und 3 Metern
hoch. Von den bekannten Arten des Tabaks werden hauptsächlich
zwei, nämlich virginischer
Tabak (”Nicotiana
tabacum“) und Bauerntabak
(”Nicotiana
rustica“) kommerziell verwendet. Etymologisch
betrachtet gibt es unterschiedliche Thesen über die Herkunft
des Wortes; eine verbreitete Theorie ist, dass das Wort Tabak
auf eine Karibensprache zurückgeht und ursprünglich
nicht die Pflanze, sondern eine Art Pfeife ('tobago')
bezeichnete. Das Nikotin
ist nach dem Franzosen Jean
Nicot benannt, der den Tabak im 16. Jahrhundert als
Heilmittel in Frankreich einführte. Die weltweiten
Hauptanbaugebiete sind die Ostküste Nordamerikas,
Mittelamerika, Brasilien, Argentinien, Syrien, Palästina,
Ostafrika und die asiatischen Monsungebiete.
Tabakfeld eines Kleinbauern
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Eine
kurze Geschichte
Es gibt keine
Zeugnisse über die Herkunft des Tabaks, aber es gilt als
gesichert, dass es sich um eine amerikanische Pflanze handelt und dass
sie schon Jahrhunderte vor ihrer 'Entdeckung' durch Kolumbus von
Brasilien bis Kanada verbreitet war. Während in Süd-
und Mittelamerika die Zigarre verbreitet war, bevorzugten die
nordamerikanischen Indianergruppen die (Friedens-)Pfeife.
So gelangten die unterschiedlichen Bräuche über
zurückkehrende Seeleute zu den europäischen
Kolonialmächten: die Pfeife nach England, die Zigarre nach
Portugal und Spanien. Der englische Abenteurer und Seefahrer Sir Walter Raleigh gründete
die nordamerikanische Kolonie Virginia,
nach der der dort gezüchtete Tabak benannt wurde.
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Es gibt keine
Zeugnisse über die Herkunft des Tabaks. Man ist sich aber
einig, dass es sich um eine ursprünglich amerikanische Pflanze
handelt und dass Tabak schon Jahrhunderte vor Kolumbus von Brasilien
bis nach Kanada verbreitet war und sowohl als Heilpflanze als auch
für rituelle Handlungen verwendet wurde. Bei vielen Kulturen
taucht der Tabak auch in Weltgründungsmythen auf und gilt als
Geschenk der Götter, als heilige Pflanze, vergleichbar dem
Kakao. So hatten z.B. die Irokesen die Vorstellung, dass der Tabak dem
Kopf von ”Mutter Erde“ entwächst und
beruhigend wirkt, während die Maya ihre Götter als
Raucher ansahen - Sternschnuppen erklärten sie als
weggeworfene Zigarrenstummel der Regen- und Donnergötter. Auf
guatemaltekischem Gebiet wurde ein aus Lehm gebranntes
Gefäß gefunden, auf dem eine Mayafrau abgebildet
war, die gerollte und mit einer kleinen Schnur zusammengebundene
Tabakblätter rauchte.
Während also in Süd- und Mittelamerika das Rauchen
von gerollten Tabakblättern verbreitet war, bevorzugten die
nordamerikanischen Indianergruppen das Rauchen der Pfeife (=>
„Friedenspfeife“). Vermutlich durch
zurückkehrende Seeleute zu Beginn des 16. Jahrhunderts
gelangte der Tabak nach Europa, wo Mitte des 16. Jahrhunderts Jean
Nicot, französischer Gesandter in Lissabon, die Pflanze dort
entdeckte und seinem König schickte. Der Botaniker Dalechamps
nannte die Pflanze deshalb später Herba Nicotiana. Die
Einführung nach Frankreich führte dann im Verlauf der
Zeit zu einer Verbreitung in Europa und der französische Hof
begann, die Pflanze zu pulverisieren und als Mittel gegen Kopfschmerzen
zu schnupfen – eine Art des Gebrauchs, die auch in manchen
anderen Teilen Europas noch lange Zeit verbreitet war und sogar bis
heute noch Gebrauch findet.
Der englische Seefahrer Sir Walter Raleigh, begründete die
nordamerikanische Kolonie Virginia, nach der der dort
gezüchtete Tabak benannt wurde – später
unterhielten die Engländer dort große
Tabakplantagen. [Der dort gezüchtete Tabak (für
Kenner: eine Kreuzung aus Waldtabak („Nicotiana
sylvestris“) und „Nicotiana
tomentosiformis“ stellt heute die wirtschaftlich bedeutendste
Tabakart dar, von der viele unterschiedliche Sorten angebaut werden.]
Raleigh jedenfalls kehrte als begeisterter Pfeiferaucher nach England
zurück und machte das Pfeiferauchen am englischen Hof
populär, von wo aus es sich über die ganze Insel
verbreitete.
Das Rauchen von Zigarren wurde von Spaniern und
Portugiesen aus deren Kolonien in ihre Länder gebracht. Im
Zuge der Industrialisierung und der damit einhergehenden Beschleunigung
des Lebens wurde dann die kleine Schwester der Zigarre, die Zigarette
immer beliebter – und sie steht bis heute für den
schnellen Tabakkonsum im Gegensatz zur Zigarre oder Pfeife. Auch in
Afrika, den arabischen Ländern sowie in Asien fügte
sich der Tabakkonsum schnell in die bestehenden Gepflogenheiten ein
– das Rauchen von Cannabis und Opium war bereits Bestandteil
vieler Kulturen. In Arabien hat sich sogar ein Mythos um die Entstehung
der Tabakpflanze entwickelt. Diesem Mythos nach wurde Mohammed von
einer Schlange gebissen. Er saugte sich das Gift aus der Bisswunde und
spuckte es aus. An der Stelle, wo das ausgespuckte Gift den Boden
berührte, wuchs die erste Tabakpflanze. Vermutlich handelt es
sich bei diesem Mythos um einen angepassten älteren Mythos
einer andere Pflanze.
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Noch ein Hinweis: In der
gesamten Reportage können die kleineren Bilder durch einen
Klick in einem neuen Browserfenster vergrößert
dargestellt werden.
„Die
Götter haben die
Zigarre erfunden,
um sich selbst den
besonderen Genuß am Tabakgeschmack zu
schenken.“
(Maya-Sprichwort)
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Der
Anbau in Brasilien
Brasil-Tabak ist
ebenso viel älter als die Entdeckung Amerikas. Schon
Jahrhunderte vorher haben ihn die Ureinwohner gepflanzt, geraucht,
gekaut und auch geschnupft. Die Tupinambá
unterwiesen die Portugiesen im Tabakgebrauch, der vor allem bei den
Seefahrern beliebt war. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts kamen viele
Europäer nach Bahia, um in der Region Recôncavo
Tabak anzubauen – von den weltweit wenigen, guten
Anbaugebieten für Zigarrentabak sticht der Recôncavo
heraus. Hier haben neben Dannemann
auch Firmen wie Leite
& Alves (‚Talvis‘),
Tabacos Mata Fina,
Menendez Amerino,
Damatta
u.a. ihre Produktionsstätten. Im Gegensatz zur sonst
üblichen Einzelblattpflückung werden in dieser Region
die Blätter von den Kleinbauern am Stengel getrocknet, was
ihnen ihre besondere Würze verleiht. Auch die
äußeren Bedingungen sind ideal: Der Boden ist leicht
lehmig und sandhaltig, es regnet ausreichend, die Sonne ist
während der Wachstumsperioden mild.
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Brasil-Tabak ist
ebenso älter als die Entdeckung Amerikas – seit
Jahrhunderten haben ihn die Ureinwohner gepflanzt, geraucht, gekaut und
auch geschnupft. Mitte des 18. Jahrhunderts wurde er mit Maryland-Tabak
gekreuzt – als Antwort auf den damals so erfolgreichen
Virginia-Tabak. Diese Kreuzung war der Ursprung des heutigen
Bahia-Brasil-Zigarrentabaks. Die Tupinambá unterwiesen die
Portugiesen im Tabakgebrauch, der sich vor allem unter den Seeleuten
schnell durchsetzte. Tabak spielte aber als Handelsprodukt nicht nur
in Europa, sondern auch in Afrika eine bedeutende Rolle. Der von
afrikanischen Sklaven im Recôncavo angebaute Tabak wurde an
der westafrikanischen (Sklaven)-Küste wieder gegen neue
Sklaven getauscht. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts kamen viele
Europäer nach Bahia, um im Recôncavo ihr
Glück beim Tabakanbau zu versuchen, so wie auch Gerhard
(Geraldo) Dannemann. Der Grund war klar: Von den weltweit wenigen,
wirklich guten Anbaugebieten für Zigarrentabak sticht das
Recôncavo – und dort insbesondere die Mikro-Region
Mata Fina – heraus. Es gibt in Brasilien zwei Anbaugebiete
für Zigarrentabake, sie liegen beide im Nordosten des Landes.
Die Region Arapiraca befindet sich etwas weiter nördlich und
näher an der Küste im Bundesstaat Alagoas. Das
Recôncavo im Bundesstaat Bahia befindet sich etwa 500 km
südlich davon. Der Begriff
„Recôncavo“ bezieht sich auf das direkte
Hinterland von Salvador, die Region rund um die Bucht von Bahia. Das
Wort bedeutet „hinter den Konkaven“ nach der
geographischen Wölbung rund um die Allerheiligenbucht. Hier
haben neben Dannemann auch die Firmen Leite & Alves
(‚Talvis‘), Tabacos Mata Fina, Menendez Amerino,
Damatta, Terra de Vera Cruz Sandes und Angelina ihre
Produktionsstätten.
Im Gegensatz zur sonst üblichen Einzelblattpflückung
werden in dieser Region die Blätter von den Kleinbauern am
Stengel getrocknet – was ihnen ihre besondere Würze
verleiht. Auch die äußeren Bedingungen sind ideal:
Der Boden ist leicht lehmig und sandhaltig, es regnet ausreichend, die
Sonne ist während der Wachstumsperioden mild und die Gebiete
liegen nur ca. 100 km vom Meer entfernt in einer Höhe von 250
bis 300 Metern über NN. Und vor allem gab und gibt es genug
Fachkräfte, die sich mit Anbau, Ernte und Weiterverarbeitung
auskennen. Über die Jahrhunderte wurde
ausschließlich Tabak für Zigarren hergestellt, eine
Tabakproduktion für Zigaretten mit riesigen Plantagen gab es
im Recôncavo nie. Der echte Brasil-Tabak wird bis heute auf
kleinen Parzellen selbstständiger Kleinbauern angebaut. Das
Recôncavo gliedert sich in folgende Mikro-Regionen auf: Mata
Fina (das größte und beste Gebiet), Mata Norte, Mata
Sul und Mata São Gonçalo – bekannt
für besonders gute Deckblätter. Aus Bahia stammen die
dunklen Bahia Leaf Mata Fina-Tabake und der Bahia Leaf Mata Norte. Aber
es gibt auch die hellen Deckblatttabake Bahia Sumatra Wrapper und den
Bahiano Wrapper. Die Mata Fina und die Mata Norte werden noch in
Sub-Distrikte eingeteilt: In der Mata Fina gibt es zunächst
den Bezirk Cruz das Almas mit den Ortschaften Cruz das Almas (in
der Nähe werden die Deckblätter von Dannemann
angebaut), São Felipe u.a. Hier wächst der
geschmackvolle, vollaromatische Mata Fina. Das Blatt ist im Allgemeinen
rund und breit; der fermentierte Tabak hat eine tiefe braune Farbe. Es
werden daraus einige Premium-Zigarrenmarken im Land produziert, der
Löwenanteil des brasilianischen Zigarrentabaks wird jedoch als
Rohtabak exportiert, wie es z.B. auch beim Kaffee oder Kakao der Fall
ist.
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